„Ah, ich höre Schritte!“
Sie dreht sich um und lächelt mich durch die Dämmerung an.
„Ich habe einen Zettel für Sie!“
„Einen Zettel?“
„Ja, von einem Gottesdienst. Mit Gospelliedern.“
„Danke, das brauche ich nicht.“
„Was brauchen Sie nicht? Keinen Zettel?“
„Keinen Gottesdienst.“
„Glauben Sie schon an ihn?“
„Nein, nicht mehr.“
„Oh nein, was ist passiert???“
„Ach, nichts ist passiert, nur eine Entwicklung über das Leben hin.“
„Aber wissen Sie, er liebt Sie. Er liebt uns alle! Das ist die Wahrheit.“
„Das ist Ihre Überzeugung.“
„Ich habe einen anderen Zettel für Sie. Hier!“
„Na gut. Ihnen alles Gute.“
„Alles Gute und einen schönen Abend!“
Der Zettel war dann nicht so toll. Schuld und Verderben und solche Sachen.
Verderben folgt dann gleich der Liebe, wenn man nicht ja sagt 😉
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Haha, sehr treffend!
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Es ist ein Missverständnis, dass es bei der Kirche um Gott oder Glauben ginge. Die Kirche verkauft Identität und Verwaltungslogistik in hoher Qualität. Zu glauben, es ginge um Gott oder Glauben ist ähnlich naiv, wie glauben, Mercedes Benz verkaufe silberne Dreizacksterne und ein Märchen von Clara Benz‘ erster Benzinkutschenfahrt.
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Hm, ich würde sagen, dass das eine dem anderen nicht widerspricht. Und andererseits, Daimler verkauft keine Märchen von Benz‘ erster Benzinkutschenfahrt, aber Märchen verkaufen sie auch. Man braucht ja nur die Autowerbung anschauen, oder wie sich manche Fahrer auf der Straße verhalten.
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Das irrationale Moment ist offensichtlich, ja. Vielleicht würden der Kirche mehr Chrom und teilweise absetzbare Eintrittsgelder ab 30.000 Euro massiven Mitgliederzuwachs bescheren…
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Wäre eine Überlegung wert …
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Prämisse 1: Wenn Gott existiert, hat er ziemlich viel auf dem Kasten.
Prämisse 2: Als The Kid’s Vater halte ich ihn mit allem, was ich habe, von »Schuld« und »Verderben« fern.
Prämisse 3: Ist Gott ein Vater, tut er dasselbe. Nur besser.
Konklusion: »Schuld und Verderben« und liebender Vater sind zwei linke Schuhe. Damit kann man nicht vor die Tür gehen. Tut man es doch, muss man sich nicht wundern, dass ein Fuß nach Hundekacke stinkt.
All you need is love.
Wie schwer kann das sein.
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Mir gefällt die Konklusion sehr.
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Gut, dass das Leben mehr auf dem Zettel hat!
In diesem Sinne herzliche Grüße,
Silke
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Wie wahr!
Herzliche Grüße zurück,
Holger
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Treffliche Übung im Dialog verfassen!
Diese armen Gedankenkonstrukteure und Gedankenkonstruktörinnen.
🙂
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So braucht jeder irgendwas … – Danke!
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Toller Dialog, lieber Zeilentiger. Schuld und Verderben und so …. echt klasse!
Lg
Andreas
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Herzlichen Dank für deinen Kommentar! Und die Musik …
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Was die meisten Menschen – egal welcher Konfession oder welcher Schuhgrösse – meist vergessen : alle sogenannten heiligen Bücher sind von Menschen geschrieben.
Der grosse [hier Namen nach Belieben oder Kenntnis einsetzen] hält sich fein weise zurück. Aus diesem Grund greift er auch nicht in die Schicksale der Menschen ein. Die Frage, warum lässt [hier Namen nach Belieben oder Kenntnis einsetzen] so schlimmes nur zu, führt folglich zu keiner befriedigenden Antwort. Davon leben Religionsfirmen wirtschaftlich prosperierend.
Das Menschenleben ist eine Symphonie, die jeder für sich selbst komponiert. Der eine mags laut und krachend kriegerisch, der andere bevorzugt leise Molltöne.
Wer unzufrieden ist und nach dem [hier Namen nach Belieben oder Kenntnis einsetzen] ruft, muss sich am langen Ende nicht wundern. Und wer nur glauben will, kann das tun; sollte aber wissen, dass man die eigene Verantwortlichkeit nur scheinbar abschieben kann.
Schöne Abendgrüsse aus dem beweglichen Bembelland,
Herr Ärmel
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Da sagen Sie was, lieber Herr Ärmel! Danke für Ihre Ausführung und bleiben Sie weiter beweglich!
Ihr Zeilentiger
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Bei Frau Ulli stieß ich heute auf einen hungrigen Gott. Ein Fünkchen Gott in jedem von uns. Der eine braucht Lieder, um ihn in sich zu fühlen, der andere verteilt Zettel. Wieder andere führen fürchterliche Kriege in seinem Namen. Wir alle sind beseelt und damit hungrig, was wir daraus machen, liegt allein in unserem Gewissen. Der famose Herr Ärmel hat das symphonisch trefflich komponiert.
Herzliche Grüße aus dem leise klingenden Lipperlandien, Ihre Frau Knobloch.
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Ach wie schön, von Ihnen zu hören, liebe Frau Knobloch! Auch Ihnen herzliche Grüße!
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