Fensterblicke

Sterne am Himmel, Hornissen im Haus. Noch ist es später August.

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Solch ein Tag, an dem man Herrndorf und Houellebecq kauft, ganz spontan, als ich aus dem Bus hinaus in die Sonne trete. Und später ein Rätsel: die Vorzeichen nach der Lektüre genau umgedreht.

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Die Kühe vor dem Fenster grasen unbeirrt, über den Fichtenwipfeln ziehen Nebelfetzen, ein Vogel stemmt sich gegen den Herbstwind. Zeit, die erste Holzdecke abzuschmirgeln. Zeit für Uriah Heep und einen starken Kaffee und Taten.

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Das rotlackierte Cockpit eines Segelflugzeugs, ein Elektromotor, ein KfZ-Nummernschild – ich weiß nicht, wie das Modell heißt. Leichtbau und eine Scheibe aus finnischem Glas, dahinter die Nacht, als wir den Hügel hinabrollen, durchs Dorf und weiter zum Bahnhof. Der Gast immer zwischen der Sorge, von einem Auto überrollt zu werden, und der Vorfreude, sicher gleich in den Himmel aufzusteigen.

Wir sind dann doch auf dem Boden geblieben. Mein Schritt aber war danach beschwingter.

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Pastellfarben über der schwarzen Linie des Horizonts. Ins Tintenblau der Höhe ziehen zwei Flugzeuge Parallelen. Erste Sterne, noch zaghaft vor dem roten Blinken eines Windrades. Der Grund bereits Nacht, Wiesen und Wälder untrennbar zu Schwarz zerflossen.

Aprikosen_Fenster_Sommer

Eine Erinnerung an den Sommer

22 Gedanken zu „Fensterblicke

  1. wildgans

    Es gibt so viele Ichbespiegeler – das zu den Büchern von H. (schwierig, der Name)!
    Man schaut besser aus dem Fenster oder schnuppert an den Sommersachen.
    Wie schon gesagt von F.: Wundervolle literarische Tupfer!
    Einen Schritt weiter würde ich noch gehen und aus den Tupfern lyrische Ansätze zaubern.
    …meint die flügelschlagende Wildgans

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    1. zeilentiger Autor

      Haha, nein, ich glaube nicht, dass du was falsch machst. Ich mag Houellebecq eigentlich auch nicht und war doppelt überrascht: dass ich trotzdem ein Buch von ihm kaufe und dass es mir dann auch noch gefällt. Und das Herrndorf-Bändchen habe ich nach dem Lesen sofort wieder aussortiert.

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      1. Ulli

        🙂 manchmal muss man es eben mit einem anderen Buch versuchen- so ging es mir mit T.C. Boyle, da ich Wassermusik so tödlich langweilig fand, las ich lange nichts mehr von ihm. In diesem Jahr, voller Begeisterung drei …
        geniesse das Wochenende
        herzlichst Ulli

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      2. zeilentiger Autor

        Endlich eine Frau, die Wassermusik auch nicht mochte! 😉 Auch dir ein schönes Wochenende.
        Herzliche Grüße, Holger

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      3. zeilentiger Autor

        Zuerst gefiel es mir auch, irgendwann nicht mehr. Ich finde, Boyle tut sich schwer, einen Roman zu einem Ende zu bringen.

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      1. Lakritze

        (Natürlich! Immer verwechsle ich Pfirsiche und Aprikosen, Geschirr und Besteck, links und rechts.) Für mich wären das Blaubeeren; der Sommer schlechthin.

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