Archiv für den Monat September 2021

Es wandelt mich

In innerer Abwehr. Ein Gefühl von Mattigkeit, Rückzug, Flucht. Warum kann ich so oft nicht ertragen, wer ich bin?

Der Kastanienbaum rostet, überhaupt ist alles schon Herbst: die Sanftheit von Klang und Licht, auch wenn die Sonne mehr wärmt als in zu Wochen zerflossenen Regentagen im Sommer.

Es ist ein Sterben – zugegeben ein schönes Sterben, ein langsames Loslassen in Würde und Lächeln. Trotzdem ist der ersehnte Höhepunkt des Jahres schon wieder vorbei. Seit Jahren erscheint mir der Sommer immer flüchtiger, doch dieser war wie gestohlen. Das Paradies eines Lebens mit nackten Schultern ist selbst als gedanklicher Entwurf kaum mehr greifbar. Vielleicht haben wir so auch andere Paradiese vergessen.

Das Schöne am Herbst aber werden jene Abende sein, an denen sich die Luft wie klares, kühles Wasser trinken lässt, voller Staunen und in gierigen Schlücken.

Unter Männern

Am Morgen zieht es in den Knien, gefroren hatte ich aber nachts nicht, auch wenn meine Decke eher dünn war für die frühherbstliche Nacht.

Es ist gut, an einen Ort zurückzukehren, an dem Männer sind, mit denen ich schon einmal etwas durchgemacht habe, auch wenn ein solches Seminar nicht ganz leicht ist unter den Bedingungen dieser Zeit.

Es ist, denke ich mir am Abend, vielleicht auch eine Art von Vertrautheit, die Männer füreinander empfinden, die zusammen gekämpft und geblutet haben. Mit dem unüberbrückbaren Unterschied, dass dort eine Geschichte aus Gewalt und Entsetzen geschrieben wird, wir aber eine Reise in die Berührbarkeit und Liebe gehen.

Ja, als wir uns in einer ersten Übung, in einer ersten Begegnung in die Augen schauen, wortlos und viele Augenblicke lang, ohne Panzer und ohne Wertung, da spüre ich, ganz durchlässig, Liebe. Ich bin Liebe.

Dann sind wir wieder all die Individuen, mit ihren je eigenen Geschichten, ihren Prägungen und Wertungen, ihren Filtern und Schutzmechanismen. Aber wir wissen zugleich: Da ist mehr, und dieses Wissen kann uns niemand mehr nehmen.