Zwischen der Autobahn und der Eisenbahn liegt das Moor und davor das verlassene Haus. Die Hausnummer hängt noch über dem Briefkasten an der Doppelgarage, die Läden aber sind geschlossen, der Balkon sackt herab, der kleine Pool im Garten wächst zu. Ich parke auf dem Hof, zögerlich, aber es gibt hier am Ende der Straße keinen anderen Platz. Dahinter ist nur noch das Moor und ein Weg dort hinein.
Verlassene Orte haben etwas Gespenstisches. Nichts macht einen Platz trostloser und bedrückender als die Verlassenheit durch den Menschen, der einst hier war. An solchen Orten wird die eigene Haut dünn und durchlässig, empfänglich für etwas, das sich auf einer anderen Ebene, in einer anderen Wirklichkeit befinden mag. Und mit diesen geweiteten Poren, den stehenden Härchen, all diesen Sensoren für etwas, das nur dann, nur an solchen Orten als das Unnatürliche hereintritt in das Leben, kommt die Angst.
Es mag diese Furcht sein, sicherlich aber auch das Taktgefühl, niemandem zu nahe zu treten, keine Grenzen des Anstands zu verletzen, die mich nur sehr zögerlich den Rasen betreten lassen, der längst kein Rasen mehr ist. Auch die Fenster der Südfront sind verriegelt. Der blaue Pool ist rissig, feuchtes Laub liegt auf seinem Grund. Wie rührend die schlichte Dusche neben dem Schwimmbecken wie auch der Starenkasten hoch oben auf einer Stange. Plötzlich ist das Gespenstische verloren.
Ich trete zurück und auf den Weg und in den Wald hinein, an einer Hütte vorbei, auf deren Tür eine lächelnde Biene aus Ton gehängt ist mit der Aufschrift „Hier wohne ich“. Das bunte Töpferwerk sieht überraschend frisch und lebendig aus, deplatziert an diesem Ort. Wer ist wohl dieses Ich?
Das Lächeln der Biene begleitet mich hinein in den Wald.