Die Weisheit der Perser

Jetzt sind sie auch hier angekommen: Heute sehe ich meine ersten Schneeglöckchen. Vor zwei Tagen hatte sich der Schnee nochmals weiß über alles gelegt, und schon ist alles wieder anders unter dieser frühlingshaften Sonne. Die bräunlichgrünen Wiesen, die warmen Waldränder, die glänzende Kette der Berge, das alles ist von einer das Fassungsvermögen geradezu übersteigenden Schönheit. So muss sich ein Genesender fühlen, der nach langem Krankenlager wieder hinaustritt in die Welt.

Reiten, Bogenschießen, die Wahrheit sagen, das war laut Herodot das Ethos der alten Perser, die angemessene Art, wie ein Mann – und gelegentlich durchaus auch eine Frau – das Leben zu führen hatte. Eine andere mag sein, den Blick an den Horizont zu heften und den Lockungen des Windes zu folgen, ausschreiten, ausschreiten. Ich stehe auf der Höhe und schaue hinüber, wo der Großvater seine Sitzbank hatte, einen rostigen Flaschenöffner an einer Schnur – oder war es eine dünne Kette? – immer griffbereit. Heute wäre er 90 Jahre alt geworden. Eine Brise aus West, die Sonne scheint, das Alpenpanorama ist die reinste Verführung.

Ich wende mich von den Gipfeln ab und mache mich ans Werk. Winterschäden beheben, einen Säugling tragen, im Garten werkeln. Werte ändern sich bisweilen. Das Glück ist überall.

8 Gedanken zu „Die Weisheit der Perser

  1. Herr Ärmel

    Vielleicht gaukelte das Glück dort, sodass man sich sicher wähnte im Unsicheren. Und nun zeigt in neu sich ausbildenden Werten das Glück die trittfeste Sicherheit.
    Abendgruss aus dem stillen Bembelland,
    Ihr Herr Ärmel

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