Don‘t you mind people grinnin‘ in your face

Den Goetz angefangen. Eine Karte lag bei – „intellektuelles Futter für dich auf dem Berg“ – und ein Exemplar der Le Monde diplomatique, deutsche Ausgabe natürlich, und ich fühlte mich wirklich wie auf einem Posten im Busch, einem Herzen der Finsternis, schwarz und träge wie Melasse, auch wenn da keine Schrumpfköpfe auf den Pfählen stecken, denn hier wird ja alles niedergemacht, Baumgemetzel, bevor der Frühling kommt, und letzte Woche zur gleichen Zeit schon wieder die immer größer werdenden Traktoren, die immer größere Mengen Gülle ausfahren in ihrer mörderischen Logik eines Größerwerdens, Wachse oder weiche, und es ist ja ein Witz, dass die Leute immer noch ins Allgäu in den Urlaub fahren, denn das ist nur noch die Parodie einer Landschaft. Und dann also der Goetz, Dekonspiratione, von den Feuilletonisten verrissen damals, und ich komme kaum mehr los von dem Buch, und ich notiere mir, auf dem Rücken liegend: Ich will gegen die Mauern anschreiben, die mich hier einengen. Such dir alles, was Widerstand bietet, und dann schreib darüber.

Der nächste Tag dann wieder Müdigkeit, Broterwerb, Kopfschleimkanäle, draußen Schnee. Die Knoblauchsoße mittags genial immerhin.

19 Gedanken zu „Don‘t you mind people grinnin‘ in your face

  1. Eberhard Rapp

    So many jobs, so little time … Holger, das, was man alles tun sollte, packt kein Mensch … Im Gegensatz dazu steht, dass je älter ich werde, desto mehr sehe ich, was ich alles tun sollte … Desto mehr interessiert mich … Unlösbar. Manchmal zerreißt’s mich. Manchmal schwänze ich eine Montagsdemo, so wie heute. Stattdessen Bad geputzt und gespült. Schmerzgrenze war überschritten … Morgen ist ein neuer Tag … Mit neuen Prios …

    Viele Grüße Eberhard

    Hier noch etwas Bix (Wallace Rooney, sehr guter Trompeter, mit Band)

    Nein, es ist nicht Muhammad Ali, der hier spielt …

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  2. Kraulquappe

    Dein Text ging mir auch heute noch nach – wollte es jetzt mit etwas Verspätung noch rückmelden.
    (Grandios: die „Kopfschleimkanäle“!)
    Liebe Grüße von Natascha

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  3. Herr Ärmel

    Ich stimme Ihnen, lieber Zeilentiger, immer wieder gerne zu. Aber heute?
    Was ist das Ziel? Gegen Mauern anschreiben?
    Ich frage mich, ob ich es nicht vorziehe, sie schreibend zu überwinden.
    Was interessieren mich die Mauern, Ich suche die Freiheit dahinter.

    Schöne Grüsse von weiter nördlich, Ihr Herr Ärmel

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    1. zeilentiger Autor

      Die Mauern als Anlass, sich zum Schreiben zu motivieren, immer wieder. Mittel zum Zweck gewissermaßen. Es geht mir dabei also nicht um Überwindung, sondern einfach um Reibung. Um Wärme zu kriegen, immer wieder.

      Beste Grüße aus dem südlichen Schnee,
      Ihr Zeilentigerschreiber

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      1. Herr Ärmel

        Ihren Kommentar haben Sie unter dem Eindruck südlichen Schnees geschrieben. Ich verstehe Ihre Argumente.
        Schöne Abendgrüsse von unwirtlichen nördlichen Ebenen,
        Ihr Herr Ärmel

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