Gestern quoll Wasser aus dem Untergrund, klares, kaltes Wasser, das sich über das Kopfsteinpflaster ergoss. Das Leben drumherum ging ungestört weiter, die noch geöffneten Läden in den Altstadthäusern, die Bars, Bistros, Restaurants im warmen Lampenlicht, das eine beinahe weihnachtliche Milde verbindet mit der Glückseligkeit des mediterranen Lebens auf der Straße. Nur ein städtischer Mitarbeiter steht vor seinem Dienstwagen und blickt versonnen auf das strömende Wasser und wartet auf den Bautrupp.
Heute Morgen ist der Schaden behoben, ein Warnschild steht im Weg, zwei Quadratmeter Teer glänzen zwischen dem Kopfsteinpflaster, Notwendigkeit und ästhetischer Fehlgriff zugleich wie Schorf auf der Haut.
Ein Trupp von Kanalarbeitern, graugewandet und mit Gelassenheit gesegnet, zieht durch das Viertel und prüft alle Wasserverschlüsse unter den Metallabdeckungen der Gassen. Ein Koch quert die Straße, lehnt sich auf der Sonnenseite an ein von Graffiti gezeichnetes Holztor einer vergangenen Zeit und zündet sich eine Zigarette an. Steifbeinig gesellt sich ein Gitarrenträger hinzu, es folgt ein höflicher Austausch, dann rückt der Koch zur Seite, raucht an der terrakottafarbenen Wand weiter und der Spielmann holt für die Touristen sein Instrument heraus.
Da aber stellt der Kellner das Tässchen auf den Tisch, der Gast hebt sie an die Lippen, schließt die Augen und genießt die Bitterkeit des süßen Lebens.
Ich glaube, ich habe gerade etwas gelernt.
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Das scheint mir nicht schlecht zu sein. Ob es für mich überraschend wäre?
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Wenn ich weiß, was es war, gebe ich Bescheid.
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Darum bitte ich.
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Das Leben kann so bitter sein.
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Ob da manche dann zum Zucker greifen?
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