Verfüge ganz über deine Stunde, sagte sie, und ich weiß nicht, was zu tun. Denn nichts von dem, was ich eigentlich so gern getan hätte in meinem Freiraum, hat irgendeine Bedeutung – seines Sinns entkleidet, zernichtet von Müdigkeit. Dann reicht es immerhin noch dafür, ein paar Stücke von Kenny Wheeler anzuhören. Es rührt mich, welch weichen Klang er dem Blech entlockt. Meine Augen nässen sich. Das passiert mir schnell bei Musik, mir ist es unangenehm, vor Zeugen allemal, ich sollte das gar nicht erst erwähnen. Ich könnte die Trompete wieder einmal herausnehmen, denke ich mir, aber ich müsste ganz unten anfangen. Einen Ton halten, einfach nur halten. Statt brüchig zu zittern um die gedachte Tonhöhe herum, zu flattern wie ein Jungvogel bei seinen ersten Flugversuchen.
Aber der hat noch Kraft.
Ist so zielstrebig, so unermüdlich, so unfassbar gierig in seiner Weltaneignung. Wie das Kind, das lernt und lernt und abends dann nicht mehr einzuschlafen weiß, weil es so übervoll ist, weil in den neu geschaffenen Nervenbahnen womöglich Gewitter wüten, als sei das Loslassen körperlicher Schmerz, Kind, wie du dich wehrst so voll von Welt und Selbsterfahrung.
Ich will nur sinken, sinken, sinken.
… einfach nur halten …
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Ja. 🙂
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Ein Lebensabschnitt, eine Phase. Mit rauen Winden und wärmenden Bädern…
Gruß von Sonja
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Danke sehr, liebe Sonja. Ja, wie sich alles irgendwann relativiert.
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So sehr gerne mag ich, was Du das schreibst. Und die Trompete … ja, die Trompete … unbedingt! Lieber Gruß von vor den Alpen bisserl ostwärts‘!
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Deine Grüße, liebe Graugans, tun gut! Ich hoffe, du kannst heute Licht sammeln ostwärts.
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Hui, eine schöne Textminiatur. Wow.
(Zwar hab ich es nicht so mit Blechbläsern, aber wechsle Flöte für Trompete und Douglas Spotted Eagle für Wheeler und siehe: Es passt auch auf mich.)
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Hehe, es findet sich musikalisch immer etwas. – Herzlichen Dank fürs Berührenlassen und Mitteilen!
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So hast du denn statt der Trompete den Stift herausgenommen, lieber Holger. Wie mich das freut! Und für die Trompete kommt schon noch die richtige Zeit…
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Deine Worte sind Ermutigung, liebe Maren. Danke dir.
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