Im Tal ist es kalt. Handschuhe wären nicht verkehrt, denke ich mir. Wir verpassen den Pfad in die Höhe, aber letztlich ist es egal, denn in eine Richtung müssen wir den Talweg so oder so nehmen. Eine Kuh auf einer Wiese gefällt uns, ein kräftiges, dunkles Rind mit markanten Linien, wir denken beide an ein Urrind. Dann schweigen wir wieder. Ich hänge düsteren Gedanken nach, nach einem Gespräch ist mir nicht.
Oben reden wir. Die Sonne löst die Zunge, lachend schieben wir die Ärmel zum Ellbogen zurück. Es ist warm auf Halbhöhenlage. Weite Hänge aus braunem Gras fallen unter einem blauen Himmel ab, Geröll strahlt im Licht. Unter uns rosten Buchen, die paar Bäume heroben – Bergahorn, Birke – sind bereits kahl, Sattgrün tragen einzig die Latschen. Oben dann weiß der Schnee im grauen Gestein.
Es ist still. Tief unten rauscht der Fluss, eine Dohle krächzt auf, ein Verkehrsflugzeug brummt, leider, aber ansonsten ist es still. Eine Durchgangsstraße kann den Erholungswert eines ganzen Bergtals zunichte machen. Das Stillachtal hin zu Deutschlands südlichstem Flecken aber ist eine Sackgasse. Die Stille ist ein Segen.
Dann ein sehr trockenes, hartes Klacken, gedämpft und doch mit einer Macht, die zum Schweigen verurteilt. Wir halten inne. Stein schlägt auf Stein, Fels fällt, fällt, fällt. Ein Steinschlag, drüben, jenseits des Tals, an den 2500ern. Ein Geräusch bar jeder Gnade. „Hoffentlich ist nichts passiert“, flüstert jemand.
Dann herrscht wieder Stille.