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Vorstadtfreuden

Der magere Fensterputzer und die ältliche Türkin scherzen über ihre Motorhaube. Die Farbe weicht von der des Autos ab. Eine Reparatur, versucht die Frau zu erklären, aber Deutsch kann sie nicht wirklich. Sie lachen trotzdem beide.

Im türkischen Supermarkt finde ich, was ich nicht auf dem Wochenmarkt, nicht im Bioladen, nicht im Asienladen mit dem schroffen Besitzer und seiner Thai-Frau, die nichts anderes als „bye-bye“ zu jedem Besucher sagt und damit das Abweisende des Mannes und des Ladens auf bedrückende Weise wiedergutzumachen versucht. Hier, in dem türkischen Supermarkt, finde ich also Chilis, ganze Bündel von Chilis, und sie sind nicht einmal aus Kenia oder Thailand importiert, sondern aus Italien, und natürlich den großen Becher Gazi-Joghurt mit dem gelben Deckel, einen stichfesten Joghurt, für den ich bisher kein entsprechendes Bio-Produkt gefunden habe. Nach mir ein Mann, dessen Einkauf am Samstagvormittag aus drei Fläschchen Jägermeister besteht. Meine Heiterkeit weicht einer Trauer.

Auf dem Rasen des Wohnblocks zieht einer am Seil ein Vogelhäuschen in den Regen hoch. Der Gesichtsausdruck des Mannes ist so hart, er könnte auch den Galgen für ein Lynchgericht vorbereiten irgendwo in Wildwest. Ich packe meine Einkäufe zu den anderen und verlasse die Stadt.