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Verbundenheit

Einer schreibt von 32 Grad auf den Kanaren und will nicht zurück. Uns erlauben die Ausläufer dieser Luftmassen immerhin, die Jacken auszuziehen, als wir, die Kinder auf den Rücken, die Anhöhe ersteigen. Oben knabbert die Kleine mit ihren fünfeinhalb Zähnen hingebungsvoll an einer Vollkornkäsestange. Zielsicher hatte sie nach dem größten Gebäckstück gegriffen. Die Große macht den Abstieg auf eigenen Beinen und blüht dabei immer weiter auf mit jedem Kleidungsstück, das sie von sich wirft. Ihr Wunsch, die Stiefel auszuziehen und in den Bach zu steigen, geht dann doch zu weit. Ein Handbad ist bald als Kompromiss gefunden. Zufrieden wischt sie ihre feuchten Hände an meinem Hosenbein ab und wir wandern weiter in diesen lauen Silvestertag.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche ein erfülltes neues Jahr voller Freude und Verbundenheit!

Blick über das Illertal auf die Allgäuer Alpen

Freiheit

Zum ersten Mal habe ich an dem mir ja aus gerade diesem Grunde stets so verhassten Silvester nichts getan, was ich nicht machen wollte. Habe mich zu nichts gedrängt gefühlt, zu nichts überwinden müssen, bin keine schalen Kompromisse eingegangen, gleichzeitig keine Spur von Verlust, Entfremdung, Begrenztheit. Versenkung war die richtige Wahl. Von einer Viertelstunde vor Mitternacht bis eine Viertelstunde nach derselben saßen wir in Meditation. Irgendwo dort, da, drüben krachte und knallte und rauchte es. Hier ein stilles Lächeln auf den Lippen.

Von der Wasserreserve bei Wildberg aus öffnet sich ein wunderbarer Blick: auf die Alpenkette, hinüber ins Oberbayerische, das im Dunst verschwimmt, hinunter ins Alpenvorland. Das Neujahr zeigt sich sonnig wie schon die letzten Tage. Selten schenkt diese Jahreszeit der Raunächte so viel Licht wie dieses Mal. Schnee liegt auf den Hügeln immer noch keiner, nur droben in den Bergen, die Flanke der Pleisspitze leuchtet gleißend auf. Hier unten knisterndes Gras, knirschendes Laub, knuspernde Erde, krachende Platten. Eis und Frost herrschen auf unserem Weg und Lichtbahnen zaubern zwischen den Bäumen.

Die Gäste konnten nicht kommen, eine Krankheit hatte sie im letzten Augenblick doch noch aufgehalten. Es galt das Beste daraus zu machen. Anstatt das vegetarische chinesische Menü aufzutischen, kochte ich über einen langen, gemächlichen Abend hinweg immer wieder nur ein Gericht. Wir aßen, wir genossen, wir machten etwas anderes, bis mir einfiel, ich könnte jetzt doch das nächste Rezept ausprobieren. Selten erlauben wir uns so viel Freiheit.